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20.12.2021 | Aus dem Unterricht -

Worte zu Weihnachten 2021

Weihnachten 2021

Nein, ich beschreibe jetzt keine negativen Erfahrungen des vergangenen Jahres und ich erwähne den Namen des Virus nicht!

Ich erzähle einfach meine ganz persönliche Weihnachtsgeschichte 2021. Sie beginnt im Religionsunterricht, Grundkurs 12. Klasse: „Raumtausch“ lese ich auf dem Bildschirm in der Pausenhalle. Wir sind zu Gast im Klassensaal der 6 b. Die Schüler*innen sind alle auf ihren Plätzen, als ich den Saal betrete. Am Ende des Mittelganges sehe ich einen wunderschön geschmückten Weihnachtsbaum. „Oh, ist der Weihnachtsbaum schön“, sage ich, und „Glückwunsch an die 6b“. Sofort meldet sich ein Schüler. Er teilt meine Begeisterung überhaupt nicht. „Ich feiere Weihnachten nicht, ich glaube nicht daran und außerdem, warum musste für dieses Fest dieser Baum sterben? Bäume sind Lebewesen und viele Bäume sterben…“ Ich merke wie sich die Augen der anderen Schüler*innen über ihren Masken fragend auf mich richten. Gespannte Stille, was sagt er jetzt? „Aber dieser Weihnachtsbaum als Lebensbaum ist doch ein wunderbares Symbol für menschliches Leben und ich feiere Weihnachten, weil ich mein Leben als ein Geschenk sehe. Nichts habe ich dafür getan, es wurde mir einfach geschenkt. Deshalb schenke ich gerne an Weihnachten“ lautet meine selbstbewusste Antwort, gestärkt durch den Weihnachtsbaum der 6 b. Eine muslimische Schülerin meldet sich: „Bei uns gibt es Silvestergeschenke.“ Auch schön, denke ich. „Kommerzialisierung“, ruft mein kritischer Schüler. „Weiß ich, ist mir aber an Weihnachten egal“, lautet meine Antwort. Ich liebe es an Weihnachten zu schenken, ich suche gemeinsam mit meiner Frau ihr Weihnachtsgeschenk aus. Weil sie sehr wählerisch ist und ich selten ihren Geschmack genau treffe. Dann verpacke ich das Geschenk und das Christkind legt es unter dem Weihnachtsbaum, es gibt keine Enttäuschung, nur Freude. Bei anderen mir lieben Menschen arbeite ich Wunschzettel ab und kaufe ein oder bestelle. Ich erfülle Wünsche, wunderbar. Manchmal gehe ich aber auch das Weihnachtsrisiko ein und bin für Überraschungen gut. „Dieses Jahr bin ich Großvater geworden“, erzähle ich meinem Kurs. „Bald ist mein Enkelkind ein halbes Jahr alt. Da er in der Schweiz lebt, sehe ich ihn leider nur selten. Jetzt darf ich Weihnachtsgeschenke für ihn aussuchen. Was braucht ein Kind in der heutigen Zeit?, frage ich mich. Er bekommt von seinen Großeltern drei Geschenke: Einen richtig großen Fußball, knallbunt und leicht, den habe ich im Sportgeschäft besorgt, für die Lebensfreude und die Bewegung. Und natürlich: eine Kinderbibel. Sie wird ihn sein ganzes Leben begleiten, vielleicht lesen ihm seine Eltern bald die eine oder andere Geschichte daraus vor. Und: eine ganz dicke Daunenjacke, Größe 80, damit er nicht friert in kalten Zeiten.“ Wir sprechen weiter über Weihnachten. Eigentlich wollte ich in dieser Religionsstunde mit den Schüler*innen ihre Referatsthemen zu ethischen Fragen festlegen. Aber wir landeten bei Weihnachten und verloren mindestens 15 Minuten wertvolle Unterrichtszeit. Eine Schülerin kommentiert: „Das war aber schön“, und übergibt mir mit diesem Satz mein erstes Weihnachtsgeschenk 2021, aber das erfährt sie erst jetzt.

Meine Gedanken zu Weihnachten 2021, ich wünsche Euch und Ihnen allen ein wunderschönes Weihnachtsfest, ganz viele schöne Geschenke und uns als Schulgemeinschaft ein gutes Jahr 2022.

Ihr

Steffen Jung